Was ist Historische Fechtkunst?
Was ist Schaukampf?
Was ist Stage Combat / Bühnenkampf oder Szenisches Fechten?
Worin unterscheidet sich Historische Fechtkunst vom Sportfechten?
Historische Fechtkunst für Schauspieler, LARPer oder Schaukämpfer?
Bei der Historischen Fechtkunst handelt es sich um eine Kampfkunst mit verschiedenen historischen Blankwaffen, die entsprechend überlieferter Konzepten und Techniken aus den Zeiten ihres ursprünglichen Einsatzes gehandhabt werden.
Wie bei jedem echten Kampf ist es das Ziel, schnellstmöglich den Sieg zu erlangen, um die Bedrohung, die vom Gegner ausgeht, möglichst schnell zu unterbinden. Daher werden Angriffe gegen die Blößen des Gegners gerichtet – idealerweise schneller, als der Gegner sie decken kann. Defensive Techniken werden verwendet, um zu verhindern, dass man getroffen wird – nicht um zu vermeiden, dass man den „Gegner“ trifft. Und auch nicht, damit der Gegner etwas hat, wo er drauf hauen kann!
Die Techniken sind meist schnell und effektiv und nicht spektakulär.
Beim Schaukampf handelt es sich um eine Form des inszenierten Kampfes, mit dem Ziel einem Publikum eine möglichst spektakuläre Show zu bieten. Anders als beim Stage Combat / Bühnenkampf oder Szenischen Fechten ist die Kampfszene beim Schaukampf selbstzweck, die Geschichte nur von untergeordneter Rolle. Authentische Kampftechniken sieht man dabei selten. Sie können bestenfalls in abgewandelter Form zum Einsatz kommen, da der Kampf sonst schneller zu Ende wäre, als das beim Publikum Spannung und Unterhaltung entstehen könnte.
All diese Begriffe bezeichnen den inszenierten Kampf, der im Rahmen eines Theaterstückes oder eines Films als dramaturgisches Mittel dient. Der Kampf dient dabei zwar einerseits wie beim Schaukampf der Unterhaltung des Publikums, ist dabei andererseits jedoch nicht Selbstzweck, sondern wichtiger Teil einer größeren Geschichte. Die Kunst des Bühnenkampfes besteht darin, den Kampf künstlich in die Länge zu ziehen, so dass seinen dramaturgischen Zweck in den Augen des Publikums entfalten kann.
Außer, dass ganze andere Waffen und somit auch andere Techniken zum Einsatz kommen, findet sich der wesentliche Unterschied in der grundsätzlichen Geisteshaltung: Beim Historisches Fechten wird die Trainingswaffe als scharf und spitz wie eine echte Waffe angesehen. Ein einzelner Treffer mit einer realen Waffe kann den Kampf (und im Ernstfall auch: das Leben) beenden. Dementsprechend muß man unbedingt vermeiden, überhaupt getroffen zu werden. Daran ändern auch taktische Überlegungen im reglementierten Wettkampf oder der Sinn oder Unsinn der gegnerischen (Re-)Aktion nichts. Nicht derjenige, der als erster eine bestimmte Punktzahl erreicht, hat gewonnen, sondern derjenige, der als erster getroffen wird, hat verloren. Ein Doppeltreffer bedeutet daher auch zwei Verlierer und keinen Gewinner.
siehe auch: Ist ein einzelner Treffer wirklich kampfentscheidend?
Historische Fechtkunst lässt sich durchaus auf andere Disziplinen übertragen. Man muss sie allerdings dem jeweilige Umfeld anpassen. Während Liverollenspieler von den antrainierten kämpferischen Fähigkeiten profitieren, aber aus Sicherheitsgründen Abstriche bei den Techniken machen müssen, sind es die Techniken, die das fechterische Repertoire von Schaukämpfern und Schauspielern bereichern. Ein tieferes Verständniss von „Kampf“ ermöglicht ihnen die glaubwürdigere da authentischere Inszenierung und Darzustellung von Kampfszenen, auch wenn sie im Rahmen der Darstellung nicht wirklich kämpfen müssen.